Bericht aus Berlin vom 12.05.2023

Auch wenn die Aufmerksamkeit vieler Schleswig-Holsteiner (verständlicherweise) auf die Kommunalwahl am Sonntag gerichtet ist, kommt auch in Berlin das politische Drama nicht zu kurz. Die Habeck-Affäre rund um familiäre Verflechtung im Bundeswirtschaftsministerium hat diese Woche wieder an Fahrt aufgenommen, nachdem der Minister am Mittwoch in einer Aktuellen Fragestunde Rede und Antwort stehen musste.

 

Aber wichtiger sind mir die Sachthemen: Als Berichterstatterin der CDU/CSU-Fraktion im Familienausschuss durfte ich ein Fachgespräch zum Schicksal von Sternenkindern und ihren Familien mitgestalten – ein Thema, das leider viel zu wenig beachtet wird. Zudem stellte ich fraktionsintern einen Antragsentwurf vor, der die Rahmenbedingungen für Gründerinnen und Selbständige in der Schwanger- und Mutterschaft verbessern soll, und nahm an einem Informationsgespräch zur Reform der Deutschen Bahn teil (dazu in der nächsten Sitzungswoche mehr). Schließlich gab es diese Woche Besuch aus der Heimat, was umso schöner war, weil unsere Gäste nach kühlen und verregneten Monaten schönes Wetter mitgebracht haben; mein persönliches Highlight war unser Gespräch im Deutschen Bundestag und die gemeinsame Bootsfahrt auf der Spree.

HABECK-AFFÄRE IM DEUTSCHEN BUNDESTAG

Meine Fraktionskollegin Gitta Connemann hat sehr deutliche Worte gefunden, um in einem „Phoenix“-Interview den Zustand im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz anschaulich zu beschreiben. Ihr Zitat „Bananen-Ministerium“ wurde erst aus dem Interview gekürzt, mittlerweile ist die vollständige Fassung wieder online zu finden. Die Verbandelung von Schwägern, Geschwistern, Trauzeugen und Duzfreunden ist in einem Rechtsstaat wie unserem nicht nur besonders kritisch zu bewerten, sondern untergräbt auch den selbst formulierten moralischen Anspruch der Grünen. Am Mittwoch nahm ich an der Aktuellen Stunde „Habeck-Graichen“ teil, wo es mitunter hitzig zuging. Schon am Tag zuvor hatte der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz die Entlassung von Staatssekretär Patrick Graichen gefordert, was Habeck bislang kategorisch ablehnt. Ein weiterer – gerade für die Menschen in Schleswig-Holstein wichtiger – Kritikpunkt bleibt währenddessen unbeantwortet: Robert Habecks ideologischer Widerstand gegen den Infrastrukturausbau im Norden. Zu diesem Thema wird er zügig Stellung beziehen müssen, Graichen-Affäre hin oder her.

STERNENKINDER: MUTTERSCHUTZ FÜR BETROFFENE FRAUEN!

Im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bin ich CDU/CSU-Berichterstatterin für Fragen rund um Mutterschutz und durfte in dieser Sitzungswoche den Austausch mit Sachverständigen zum Thema Sternenkinder mitgestalten. Es geht um alle Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben, und ist ein gesamtgesellschaftlich viel zu wenig wahrgenommenes Problem! Allein in Deutschland erleidet ca. jede dritte Frau vor der zwölften Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt, das macht mehr als 200.000 solcher Fälle pro Jahr. Mit Sachverständigen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft diskutierte ich Vorschläge zu einer Reform des Personenstandsrechts, um mehr betroffenen Frauen dringend benötigten Mutterschutz zu gewähren. In einer anschließenden Pressemitteilung habe ich die Situation zusammengefasst und hoffe, dem Problem so mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit geben zu können. Die Familien von Sternenkindern brauchen endlich eine Lobby!

KURZ VOR ZWÖLF FÜR DIE BAHNREFORM

Dass es mit der Bahn so nicht weitergehen darf, weiß jeder, der sie ab und zu benötigt. Mit dem Positionspapier „Eckpunkte für eine Bahnreform 2.0“ haben wir als CDU/CSU-Fraktion wichtige Impulse gesetzt und hoffen auch seitens der Bundesregierung auf Gehör, um den maroden Staatskonzern für die kommenden Jahre fit zu machen. Jedoch scheint seitens des Bundesverkehrsministers Wissing wenig Interesse an einer nachhaltigen Lösung zu bestehen: die im Dezember 2022 veröffentlichten Empfehlungen der Beschleunigungskommission Schiene (BKS) sind jedenfalls weitgehend folgenlos geblieben. Hierzu fordern wir die Bundesregierung in einem Antrag auf, die Handlungsempfehlungen des BKS (darunter 70 konkrete Maßnahmen) in Angriff zu nehmen, um Schienennetz und Schienenverkehr deutlich zu verbessern. Auch für Schleswig-Holstein muss die Bahn dringend „in die Pötte“ kommen! Um mir ein Bild der Lage zu verschaffen, werde ich in zwei Wochen ein Gespräch mit der DB-Bevollmächtigten für Hamburg und Schleswig-Holstein führen, zu dem ich den Kreispräsidenten aus Bargteheide, Hans-Werner Harmuth, eingeladen habe. Dort leiden nämlich Pendler und Reisende seit Monaten an einer fehlenden Bahnanbindung und ausbleibenden Umbaumaßnahmen am Bahnhof. Wir halten Sie auf dem Laufenden!

EXPERTENGESPRÄCH CANNABIS

Laut Bundesgesundheitsministerium haben die Ampelparteien im Koalitionsvertrag „die Einführung einer kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken“ vereinbart – weniger umständlich ausgedrückt: eine Legalisierung. Mal abgesehen davon, dass die bisherigen Anstrengungen von Gesundheitsminister Lauterbach rechtlich hochproblematisch und praktisch kaum durchdacht sind, wirft auch der zukünftige Konsum von Cannabis im Straßenverkehr viele Fragen auf. Als Berichterstatterin für Cannabis im Familienausschuss wollte ich dieses Brennpunktthema auch unter dem Verkehrsaspekt näher betrachten und nahm am Donnerstag an einem Expertengespräch der AG Verkehr teil. Mein Fazit: Die Wirkung dieser Droge auf die Fahrtauglichkeit ist noch viel zu wenig erforscht, um Cannabis auch nur eingeschränkt im Straßenverkehr zuzulassen. Ich fände es schön, wenn sich der Bundesgesundheitsminister mit dem gleichen Elan auch um andere Themen kümmern würde: Es kann nicht sein, dass manche Kinder in Schleswig-Holstein mittlerweile stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen, weil zu wenige Antibiotika zur Verfügung stehen. Hier – und nicht bei grünen Klientelthemen – sollte der Gesundheitsminister Prioritäten setzen!

Besuch aus der Heimat

Schließlich möchte ich mich bei den vielen Besuchern aus der Heimat bedanken, die auf ihrer mehrtägigen Reise nicht nur Berlin, sondern auch meine Arbeit im Bundestag näher kennengelernt haben. Über die Bundespresseamt (BPA) habe ich jedes Jahr die Möglichkeit, einige Besuchergruppen nach Berlin einzuladen, und freue mich jedes Mal über neue und bekannte Gesichter. Neben der Fragestunde im Plenum hat mir besonders die Bootsfahrt auf der Spree gefallen (auch für mich das erste Mal!). An dieser Stelle liebe Grüße an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer!

In der nächsten Sitzungswoche (22.-26. Mai) werde ich u.a. aus der AG Familie berichten, wo der aktuelle Cannabis-Entwurf der Bundesregierung zur Debatte steht. In Sachen Bahnreform wiederum wird am 24. Mai ein „Round Table“ mit betroffenen Unternehmen und Verbänden stattfinden. Wenn Sie auch zu anderen Themen an der Sitzungswoche teilhaben möchten, kann ich Ihnen ein von der Bundestagsfraktion ausgerichtetes Fachgespräch zum Wasserstoffhochlauf empfehlen: Melden Sie sich bei Interesse gerne bis zum 22. Mai an.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Ihre Melanie Bernstein