Rückgabe der Benin-Bronzen endet in „Fiasko“

Nach der sonntäglichen Zeitungslektüre und nach Jahren in der Kulturpolitik in unterschiedlichen Gremien bin ich hiervon zwar nicht überrascht, aber dennoch ziemlich entsetzt. Was ist passiert?

Mit großem Bahnhof sind im vergangenen Dezember Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth nach Nigeria gereist. Ihre Absicht war es, die sogenannten „Benin-Bronzen“, die sich seit vielen Jahrzehnten in deutschen Museen befinden, dem Staat Nigeria zu übereignen.

"Die Bronzen öffnen für unseren Umgang mit unserer eigenen kolonialen Geschichte neue Wege" sagte Claudia Roth und weiter: "Wir haben auch eine Geschichte, die verdammt unbekannt ist. Denn was wissen wir denn von der tatsächlich kolonialen Vergangenheit?“ Im Gegensatz zur Kulturstaatministerin, die offenbar sehr wenig über koloniale Geschichte weiß, warnten Experten rechtzeitig, dass diese Bronzen nach einer Rückgabe möglicherweise nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich wären. Auch nicht in Nigeria. Die Lösung der Bundesregierung bestand darin, gleich ein Museum in Nigeria mitzufinanzieren, das diese Kulturgüter ausstellen sollte.

Nicht nur Experten warnten: Nachfahren der Opfer des transatlantischen Sklavenhandels forderten, dass die Restitution gestoppt wird. Der Grund: Das Königreich Benin war ein Drehkreuz im transatlantischen Handel mit versklavten Menschen aus Westafrika und hatte zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert massiv vom Menschenhandel profitiert.

Soweit, so undurchdacht. Nun hat aber der nigerianische Staatspräsident sämtliche Bronzen dem früheren Herrscherhaus des Königreiches Benin als Privateigentum vermacht. Was die Familie damit anfängt, bleibt ihr überlassen. Damit werden sie nicht mehr, wie ursprünglich bei der Übergabe geplant, dem nigerianischen Volk zugänglich in einem Museum ausgestellt, dessen Bau die Bundesrepublik ja mit mehreren Millionen Euro unterstützt.

Ergebnis: nicht nur sind die Bronzen weg, sondern sehr wahrscheinlich auch noch die Millionen für das geplante Museum. Die Schweizer Ethnologin Brigitta Hauser-Schäublin schrieb in der FAZ: „Für die deutsche Politik und die ihren Zielen dienenden Museumsleute endet damit die Rückgabe der Bronzen an ‚das nigerianische Volk‘ in einem Fiasko.“

Ich finde, die Bundesregierung sollte hier dem Parlament Rede und Antwort stehen, wie es zu einem solch undurchdachten, ja naiven Schritt kommen konnte.